Einen Moment...
Neue exklusive Aroma Packs auf

Vom Seelenbesuch zum Liebesbrief

homo.net Info vom 29. April 2021
von Webmaster Jan

 

Mit „Du Liebling meines Lebens“ begann einst der polnische Komponist Frédéric (1810 – 1849) viele seiner Liebesbriefe an seinen Geliebten. Würde er heute stattdessen eine SMS mit einem Smiley in Herzform schicken? Nicht nur berühmte Leute schreiben Liebesbriefe. Die Liebesergüsse Normalsterblicher werden in den seltensten Fällen veröffentlicht und von nur genau einem Adressaten gelesen. Das soll sich jetzt ändern.

Die Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Eva Lia Wyss lehrt derzeit am Institut für Germanistik der Universität Koblenz-Landau. Sie hat seit 1997 Liebesbriefe gesammelt. Ihr Archiv mit Briefen, E-Mails, SMS, Zetteln und inzwischen auch What‘s App Nachrichten umfasst inzwischen mehr als 20.000 Dokumente. Jetzt soll es vollständig digitalisiert werden und damit allen zu Forschungszwecken zur Verfügung stehen.

Der erste handschriftliche Brief wurde in Deutschland irgendwann im 14. Jahrhundert zu Papier gebracht. Danach änderte sich endlos lange wenig. Als im 18. und 19. Jahrhundert das Briefeschreiben richtig Fahrt aufnahm, waren Liebesbriefe diskret, zurückhaltend, voller Andeutungen und Umschreibungen. Sie wurden üblicherweise als Seelenbesuch bezeichnet. Wer also vor mehr als 120 Jahren einen Seelenbesuch erhielt, wurde keineswegs von seien Urahnen aus dem Jenseits aufgesucht, sondern bekam Post vom Geliebten.

Erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen mit Telegramm, Postkarte und vor allem dem Telefon neue Kommunikationsformen für Liebende auf.

Die Einführung des Faxes 1964 ging an der Liebeskommunikation fast spurlos vorüber. In den wilden 1960er-Jahren ging Liebe per Brief stark zurück. Während der sexuellen Revolution blieb die Romantik vor lauter Aufklärung und sexueller Befreiung leicht auf der Strecke. Noch gab es Paare, die sich während der Verlobungszeit Liebesbriefe schrieben, während andere bereits ohne Trauschein zusammenlebten und eher mündlich kommunizierten.

Seit 50 Jahren haben wir E-Mail, seit 30 Jahren können wir vom Telefon aus texten. Seither gibt es kaum noch romantische Brieffreundschaften mit Tinte auf Papier, wohl aber vielfältige neue Formen intimer Kommunikation.

Das Liebesbriefarchiv in Konstanz bewahrt auch diese vor dem Vergessen. Als Eva Wyss vor 25 Jahren mit dem Sammeln begann, waren Liebesbriefe im sprachwissenschaftlichen Kontext nicht erforscht. Ihre Sammlung ist einmalig in Deutschland. Sie gibt Aufschluss über Liebeskonzepte, gesellschaftliche Diskurse, Geschlechterrollen und ein sich änderndes Schreibverhalten über Jahrhunderte hinweg.

Mit der Verbreitung des Internets wird verstärkt auch E-Mail für die Liebeskommunikation genutzt. So entsteht in einer Zeit, in der niemand gedacht hätte, dass das Korrespondieren zwischen Liebenden je wieder interessant werden würde, die E-Mail-Korrespondenz als eine kommunikative Praxis, die von Menschen ausgeübt wird, nachdem sie sich im Internet kennengelernt haben.

Viele Menschen eröffnen einen Liebesbriefwechsel dadurch, dass sie eine Kontaktanzeige veröffentlichen, um im Anschluss daran Briefe auszutauschen. In diesen Briefen berichten sie dem Partner von ihrem Alltag, vertrauen einander Geheimnisse an und erzählen Familiengeschichten.

Das Internet bietet die Möglichkeit, maskenhaft mit Identitäten zu spielen. Diese Inszenierungen sind eine geradezu ideale Bühne für Flirts. Das Nichtwissen über die Person bildet die Ausgangslage für den Flirt. Im Gegensatz zu Cyber-Lovestorys, bei denen Intimität und Leidenschaft in den Mittelpunkt rücken, muss beim Flirten der Zustand der Unverbindlichkeit bestehen bleiben. Flirtbriefe sind daher in der Regel anspielungsreiche, spielerische, flüchtige, momenthafte, minimalistische verbale Begegnungen ohne eindeutiges Ziel. Sie können aber auch ein gut getarntes Ziel haben.

Wenn auch Du den romantischen Briefwechsel suchst, sind die Brieffreunde auf homo.net für Dich die richtige Adresse. Hier geht es ausnahmsweise mal nicht um Erotik, nicht um Sex und auch nicht um schnelle Treffen zum einmaligen Gebrauch. Solche Gesuche werden von uns gleich wieder gelöscht.

Unter den Brieffreunden ist gepflegter Schreibstil gefragt. Romantik liegt in der Luft. Mann nimmt sich Zeit zum Schreiben, gibt sich Mühe beim Formulieren und Tippen, nicht nur im Anzeigentext, sondern auch in seinen Antworten an andere Männer. Denn wer weiß, vielleicht ist ja auch der Liebling Deines Lebens mit dabei.

http://homo.net/brieffreunde

Verliebt in die Liebe
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

  Schicke Deine Meinung zu diesem Blog an  

Weitere Blogs